Die Belastungen pflegender Angehöriger
Martina Hoffmann hat sich als Fachkrankenschwester schon früh und aufgrund ihrer Körpergröße damit beschäftigt, Bewegung und körperliche Abläufe in der Pflege für sich selbst zu erleichtern. Über den Bereich der Kinästhetik lernte sie so, dass jeder Mensch die Möglichkeit hat, gelenkschonend zu arbeiten und sich selbst zu schützen.
Über dieses Feld hinaus lernte Martina den systemischen Ansatz und die Idee kennen, dass in unserem Körper alles miteinander verbunden ist. Ihr wurde deutlich, dass wir „die Lösung immer in unserem Körper tragen“ und viel mehr für uns selbst tun können, als uns eigentlich bewusst ist.
Angefixt von dieser Erkenntnis hat sie die zweijährige Weiterbildung zur systemischen Beraterin gemacht. Martina bringt jahrelange Erfahrung aus Pflegepraxis und -Leitung mit. Ihr umfassendes Wissen und ihre Begeisterung gibt sie als Freiberuflerin in eigener Praxis weiter - und als Dozentin der Hamburger Angehörigenschule.
Bei der Hamburger Angehörigenschule gibt es kostenfrei Pflegewissen für zuhause – in Online- und in Präsenz-Kursen. Martina bietet dort Kinästhetik-Kurse für Erwachsene und Kinder an und berät pflegende Angehörige, die sich im psychosozialen Bereich weiterbilden wollen. So hilft sie der auftretenden Überforderung und Überlastung entgegenzuwirken und hört den Angehörigen gut zu. Sie überlegt gemeinsam mit ihnen, was gut funktioniert, was weniger gut funktioniert und erarbeitet mit ihnen Wege und Möglichkeiten für einen erleichterten Pflegealltag. Sie bricht auch das Tabu, offen über Sorgen zu sprechen und sich Hilfe zu holen.
Wichtig für sie ist es, Menschen dort abzuholen, wo sie sind. „Wie geht es dir? Was brauchst du?“ sind zentrale Fragen, die zwischenmenschlich viel häufiger gestellt werden und auch bei pflegenden Angehörigen nicht untergehen sollten. Andere behandeln, wie man selbst behandelt werden will – das ist ihr Anspruch an sich selbst.
Besonders dringlich wird ihre Tätigkeit dann, wenn pflegende Angehörige in die volle Aufopferung gehen, ihren eigentlichen Job aufgeben und in Beziehungsprobleme geraten. Belastend dabei ist für Angehörige oft die fehlende Zuneigung und Liebe der pflegebedürftigen Personen. Hier ist sie da, hört zu und unterstützt dabei, sich selbst wieder ins Gleichgewicht zu bringen.
Martina plädiert dafür, immer offene Gespräche zu suchen und sich auch schon präventiv ein Hilfenetz aufzubauen. Außerdem wünscht sie sich mehr Transparenz für das Thema allgemein. Schon in Schulen und Universitäten sollte mehr Austausch über die besondere Rolle und die besonderen Herausforderungen für pflegende Angehörige stattfinden.
Zu Gast in dieser Folge: Martina Hoffmann, Fachkrankenschwester, Trainerin, Gemeindepädagogin, systemische Beraterin und Dozentin bei der Hamburger Angehörigenschule, eigene Praxis mit Beratungsangebot für pflegende Angehörige, Fachkräfte, Unternehmen www.bewegungs-grund.de
Der Pflege-Podcast der Diakonie Hamburg erscheint jeden 1. Mittwoch im Monat. Expert*innen aus der Pflege geben im Gespräch mit Host Martin Villeneuve tiefe Einblicke in ihren Joballtag. Alle bisher veröffentlichten Folgen von "mehralspflege. Der Podcast." finden Sie überall, wo es Podcasts gibt und hier bei www.mehralspflege.hamburg
Der Pflege-Podcast ist ein Projekt von Diakonie pflegt - dahinter stehen über 80 Altenpflege-Einrichtungen der Diakonie Hamburg. Gastgeber Martin Villeneuve (Diakonie Hamburg) ist Krankenpfleger, Sozialarbeiter mit einem MBA Sozial- und Gesundheitsmanagement. Er leitet die Hamburger Angehörigenschule und weitere Projekte rund um das Thema Pflege. Die Produktion des Podcasts „mehralspflege“ hat der Evangelische Rundfunkdienst Nord (ern) übernommen.